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Ina Krüger-Oesert: Die Schulung des Pferdes an der Hand Der spanische Schritt

Kaum eine Lektion wird von den meisten Pferden so rasch und mit Begeisterung erlernt, wie der spanische Schritt. Auch der „normale“ Freizeitreiter kann mit dieser Lektion seinem Pferd einen spektakulären Bewegungsablauf nahe bringen ohne große Vorkenntnisse oder langjährige Erfahrung zu haben. Vorausgesetzt, er beachtet einige wichtige Regeln: Zunächst einmal: Was ist der spanische Schritt überhaupt?

 

Es handelt sich hierbei um eine erhabene Beinstreckaktion mit jeweils einem Vorderbein, die in die normale Schrittfußfolge integriert wird. Das bedeutet, das Pferd geht Schritt und hebt dabei wechselseitig die Vorderbeine bis zur Horizontalen oder sogar noch darüber hinaus.

Je nach Talent, Temperament und Körperbau kann der spanische Schritt sehr unterschiedlich ausgeführt werden: Ein Pferd mit höherem Agressionspotential wird ihn möglicherweise kraftvoller und dynamischer zeigen, ein Pferd mit sanfterem Naturell dagegen gehalten und getragen. Beides kann sehr schön aussehen...

Der Nutzen des spanischen Schrittes liegt im Training der Vorhandmuskulatur und der Schulterfreiheit, sowie im Verbessern von Konzentration, Sekundengehorsam und Rhythmusgefühl, dies auch beim Reiter.

Wie beginne ich denn nun? Ich stelle mein auf Trense gezäumtes Pferd an die Bande und platziere mich seitlich vor das Pferd mit Blickrichtung zum Pferdekopf. 

Die Vorhand muss genügend Platz zum Agieren haben, ohne dass ich Gefahr laufe, von den Hufen getroffen zu werden. Dann touchiere ich mit der Gertenspitze das Vorderbein vorne zwischen dem  Vorderfußwurzelgelenk und der Brust. Das Pferd empfindet dies als eine leichte Belästigung, wie etwa durch eine Fliege und versucht, das vermeintliche Insekt durch eine Bewegung mit dem Vorderbein zu vertreiben. 

Auch wenn die Reaktion noch so gering sein sollte, muss nun sofort ein Lob, gerne auch in Form eines Leckerbissens, erfolgen. Dann lassen Sie das Pferd ein paar Schritte vorwärtsgehen und wiederholen die Übung.

Die Touchierhilfe darf nicht stärker werden, um eine deutlichere Reaktion des Pferdes hervorzurufen. Manchmal hat ein Verlegen der Touchierstelle um einige Zentimeter den gewünschten Erfolg. Ansonsten hat uns der liebe Gott ja die Geduld gegeben, die wir im Umgang mit den geliebten Vierbeiner häufiger brauchen, oder? Denken Sie daran, wie oft unsere Pferde mit uns Geduld haben müssen und verzweifeln Sie nicht, wenn es nicht gleich auf Anhieb klappt. Seien Sie kreativ und überlegen Sie sich Alternativen: ein Handwechsel oder eine etwas „lebendigere“, wippende Gerte, die mehr kitzelt, können schon den gewünschten Erfolg bringen. 

Sobald Ihr Pferd das eine Vorderbein, mit dem Sie begonnen haben, einigermaßen zuverlässig auf  Stimmkommando und Touchierhilfe anhebt, beginnen Sie mit dem zweiten Bein nach dem oben beschriebenem Muster. Ach ja, apropos Stimmhilfe: Bewährt haben sich einsilbige Kommandos wie Pas (französisch für Schritt), Fest (Zirkus), Hoch, Groß, Tapp – suchen Sie sich ein Kommando aus und bleiben Sie dabei.

Diese Aktionen finden bis jetzt noch alle im Stand statt. Seltsam – dabei heißt es doch spanischer Schritt und nicht spanisches Stehen. Natürlich müssen wir die erhabene Vorhandaktion jetzt noch in die Schrittfußfolge integrieren. Und wie man das macht, das erzähle ich Ihnen beim nächsten Mal.

Lehrgänge zu diesem und anderen Themen finden in meiner Schule für anspruchsvolles Freizeitreiten in Großbarkau statt, sowie im Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp, Blekendorf. 

 

Mit lieben Grüßen an Ihr Pferd

 

Ihre Ina Krüger-Oesert

 

Veröffentlicht im horseWOman Magazin im Jahr 2009