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Arabisch Partbred eine uralte Zuchtidee mit moderner Rassebezeichnung

Jeder Warmblüter und fast alle Reitponies führen einen Vertreter dieser „Rasse“ in ihrem Pedigree, wenn man nur weit genug zurück geht. Jede Anpaarung mit arabischen Pferden kann unter der Rassebezeichnung „Arabisch Partbred“ eingereiht werden, sofern nicht kaltblütige Pferde beteiligt sind.  

 

An der Entstehung der Reitpferderassen war das arabische Pferd stark beteiligt, es brachte Härte, Genügsamkeit, Gesundheit und Schnelligkeit ebenso wie menschenbezogenen Charakter und Leistungsbereitschaft mit und vererbte diese Eigenschaften zuverlässig über mehrere Generationen. Die Zucht von Vollblutarabern, Anglo-Arabern und Shagya-Arabern verfolgte vor allem auch das Ziel, Veredler für die Landespferdezucht in genügender Anzahl zur Verfügung zu stellen und in fast allen größeren Deckstationen wurden regelmässig arabische Hengste zur Veredlung aufgestellt.  Beispiele für erfolgreiche Sportpferde aus solchen Anpaarung haben wir im letzten Beitrag bereits erwähnt – Namen wie Rembrandt,  Milton, White Girl oder die unvergessenen Ratina Z. Gebrannt waren diese Pferde mit Trakehner, Westfahlen oder Hannoveraner Brand und keiner hätte sie als „Arabisch Partbred“ bezeichnet. Miltons Großvater war Anglo-Araber, Ratina Z’s Urgroßvater der Anlgo-Araber Ramzes. Milton führte demnach 25 % und Ratina 12,5 % arabisches Blut und wäre damit eintragungsfähig im Zuchtprogramm „Arabisch Partbred“, das einen Mindestanteil von 12,5 % verlangt.

Ein aktuelles Beispiel ist der Holsteiner Hengst Boritas, der über Baldini von Bachus auf den Shagya-Araber Bajar zurückgeht und mit 12,5% Araber-Anteil ebenfalls ein typisches „Arabisch Partbred“ darstellt. Interessant sind die Beschreibungen zu diesem Hengst: großrahmiger Holsteiner Typ, sehr leistungsbereit, ausgeglichener Charakter, umgänglich, nervenstark und rittig. Wen wundert diese Charakterisierung noch, wenn man feststellt, dass die Mutterlinie des Boritas auf Töchter des Ramzes-Sohnes Roman zurückgeht! Boritas war Finalteilnehmer bei den Weltmeisterschaften für Junge Pferde in Zangersheide und siegte u.a. 2006 und 2007 in der Finalprüfung „Holsteiner Schaufenster“ in Kiel.

Aktuell sind einige Araberhengste bei den Holsteinern (Bonaparte AA oder Bazar ShA), Hannoveranern (Galan ShA) oder Trakehnern (Matcho AA, Benedict N AA oder Hamit AA) zum Zuchteinsatz zugelassen – aber nur äußerst selten werden ihre Söhne zweieinhalbjährig beim jeweiligen Verband gekört. Sie brauchen als arabische geprägte Pferde ein bisschen mehr Zeit für ihre Entwicklung und können im harten Selektionskampf einer Körung in diesem jungen Alter noch nicht bestehen – trotz ihrer besonderen inneren Eigenschaften, oder vielleicht gerade deswegen.

Anders bei den Zuchtverbänden für arabische Pferde - ZSAA und VZAP – sie nehmen auf die spätreife Entwicklung Rücksicht, lassen Anmeldungen zur Körung auch für vier- und fünfjährige Hengste zu und bieten damit eine Plattform für Pferdezüchter, die ihr bisheriges Zuchtziel durch die Hereinnahme von arabischem Blut festigen oder verbessern wollen. 

Der ZSAA läßt die Zucht des Arabischen Partbred mit zwei verschiedenen Zuchtzielen und Zuchtprogrammen zu: APb Typ Deutsches Reitpferd und APb Spezial. Das APb Typ Deutsches Reitpferd entspricht den Vorgaben der ZVO  der deutschen Reitpferdezucht und hat ein sportliches Reitpferd mit deutlichem arabischem Ausdruck zum Zuchtziel. Nachkommen dieses Zuchtprogrammes sind teilnahmeberechtigt am Deutschen Bundeschampionat, was anderen arabischen Pferden zur  Zeit verwehrt ist.  

APb Spezial bietet Raum für verschiedene Zuchtideen. So finden sich hier  „arabisierte Ponies“ wie zum Beispiel die „Arabo-Haflinger“ ebenso wie Quarabs (Anpaarungen von Arabern mit Quarter-Horses), Arabo-Friesen oder Pintaibians (Pinto x Araber). Gemein ist diesen Pferden der arabische Einfluß, der durchaus im Adel sichtbar und im Charakter und Temperament erkennbar sein soll.  

Mit der Neuauflage dieser uralten Zuchtidee hat der ZSAA wohl in ein Wespennest gestochen – der Bestand an eingetragenen Zuchtpferden wächst bei den Arabisch Partbreds entgegen dem allgemeinen Trend seit Jahren.

Das wurde auch bei der diesjährigen Musterungstour des ZSAA in Schleswig-Holstein deutlich. Die Fohlen der Rasse Arabisch Partbred waren  zahlreich und qualitativ hochwertig vertreten. Von den zehn APb-Fohlen, die im Shagya-Araber Gestüt Mühlen vorgestellt wurden, konnten sechs prämiert werden, darunter Veyja (von  Seven Seas of Love APb aus der Variete AA von Bonaparte AA, Züchter und Besitzer Meike Heisig, Emkendorf) und Bergkönig (v. Shagil ShA aus der Bergblümchen Trak  v. Normativ ox; Züchter und Besitzer Udo Tönjes, Felde). Bergkönigs Mutter, die Trakehnerstute Bergblümchen von Normativ ox konnte als Prämienstute  in das Zuchtbuch für Arabisch Partbred eintgetragen werden. Auch Variete AA von Bonaparte wurde hochbewertet und prämiert.

Die auf der gleichen Musterungstour prämierte Shagya-Araber Stute Khamee (von Bazar aus der 536 Koheilan IV-35, Züchter und Besitzer Carin Weiß) und die prämierten Shagya-Araber Fohlen Niyma (vom dänischen Kolle aus der Newa von Nasrallah) und Khawy (von Komet aus der Khamee) zeigen mit ihrem großen Rahmen und Kaliber bei trockenem Typ und raumgreifenden Bewegungen deutlich, warum der Shagya-Araber neben dem Anglo-Araber prädestiniert ist, über das Arabische Partbred Einfluß auf die Sportpferdezucht zu nehmen. Deshalb verfolgen wir gespannt den Weg des Prämienfohlen Veyja, dessen Großvater der Shagya-Araber Sulayman ist und den des Bergkönig vom Shagya-Araber Shagil. Eines ist heute schon sicher: diese Pferde machen ihren Besitzern viel Freude!     

 

                                     Carin Weiß

34. Ausgabe Dezember 2010/Januar 2011